Unterwegs mit dem Kaminfeger
Wenn man einen Kaminfeger beschreiben müsste, würde man wahrscheinlich unbewusst an Paul Grässli denken: schwarze Kleidung, grosser Zylinder auf dem Kopf, gut gelaunt und immer einen Witz auf den Lippen. Er kennt nicht nur jeden Kaminofen der Gemeinde, er ist auch Kaminfeger mit Leib und Seele. Die BFB war einen Tag lang mit Paul Grässli unterwegs. In unserem Blogbeitrag zeigen wir Ihnen, wieso dieser Beruf viel mehr umfasst als nur Kamine zu fegen.
Interview mit Paul Grässli,
aktiver Kaminfegermeister und Zentralpräsident von Kaminfeger Schweiz.
«Kaminfeger bringen Glück. Für mich ist das der schönste Beruf, den es gibt!»
Welches sind die Arbeiten eines Kaminfegers bei einem Kaminofen?
Der Kaminfeger reinigt den Ofen von oben nach unten. Zuerst kommt die Reinigung des Kamins, danach folgen die Verbindungswege vom Kamin zum Ofen. Zum Schluss nimmt er sich den Innenseiten des Ofens an. Gereinigt wird alles mit den passenden Werkzeugen und Reinigungsmitteln.
Zusätzlich zur Reinigung führt der Kaminfeger auch immer eine Qualitätskontrolle durch. Er schaut nach, ob alle Komponenten intakt und funktionsfähig sind für einen einwandfreien Betrieb des Ofens. Dabei überprüft er den Ofen nach Mängeln wie Roststellen, Rissen in den Steinen oder losen Elementen. Auch verzogene Eisenelemente (Roste) fallen ihm auf. Diese können auftreten, wenn die Temperatur im Ofen zu hoch ist und sich dadurch das Metall verbogen hat.
Die Besitzer/-innen können danach beruhigt wieder einfeuern?
Ja, nach einer Reinigung sind der Ofen und der Kamin feuerpolizeilich überprüft, gereinigt und einsatzbereit für einen sicheren Betrieb.
Kann man sich in der Schweiz den Kaminfeger aussuchen?
Das ist von Kanton zu Kanton verschieden, es gibt drei mögliche Varianten:
- Monopolisierte Kantone: Hier ist der amtlich bestellte Kaminfeger zuständig.
- Teilliberalisierte Kantone: Hier kann der Kunde den Kaminfeger selbst bestimmen.
- Liberalisierte Kantone: Hier können die Kunden weitgehend frei wählen.
Viele Pflichten der Anlagenbetreiber werden hier in die Eigenverantwortung übergeben, inklusive auch der daraus entstehenden Risiken. Reinigungen können vergessen gehen und es kann zum Schadenfall/Brand kommen. In liberalisierten Kantonen ist es wichtig, dass sich die Anlagebetreiber/Eigentümer bei den zuständigen Behörden erkundigen, wie die Sachlage geregelt ist.
Und wenn es doch mal wegen eines Kaminofens oder Cheminées brennt?
Nach einem Brand kontaktiert die Polizei als erstes den Kaminfeger. Sie fragt nach, ob die Anlage regelmässig gewartet wurde und wann die letzte Reinigung stattgefunden hat.
Was kann passieren, wenn der Kaminfeger diese Arbeiten nicht durchführen würde?
Durch die fehlende Reinigung werden die Sauerstoffzufuhr und der sichere Betrieb im Ofen irgendwann beeinträchtigt. Der Verbrennungsvorgang des Holzes wird darunter leiden.
Schlecht brennendes Holz führt unweigerlich zu einer stärkeren Russbildung, wodurch sich die Brandgefahr erhöht. Ausserdem gibt der Ofen mehr Feinstaub in die Luft ab und die Energieeffizienz sinkt. Das Reinigen des Ofens oder Cheminées dient nicht nur der Sicherheit, sondern auch der Umwelt.
Wo sehen Sie als Kaminfeger die grössten Brandgefahren?
Wir beobachten immer wieder, dass im Umfeld des Ofens eine grosse Unordnung herrscht. So banal dies klingen mag, aber mit einer guten Ordnung rund um den Ofen hätten schon viele Brände vermieden werden können.
Auch die Verwendung ungeeigneter Brennstoffe und der falsche Betrieb können zu Problemen führen. Pressbriketts beispielsweise entwickeln eine enorme Hitze und können hierfür ungeeignete Öfen beschädigen. Wir Kaminfeger beraten die Anlagebetreiber und empfehlen ihnen bei Unklarheiten, sich an den Ofenbauer oder den Hersteller zu wenden.
Ein weiteres grosses Problem stellt auch das unsachgemässe Anzünden von Feuer mit Petrol oder Benzin dar. Da stehen uns Kaminfegern schon manchmal die Haare zu Berge.
Wie feuere ich richtig an?
Vor dem Entfachen eines Feuers muss die Abzugsklappe geöffnet werden, damit die Abgase entweichen können. Es ist auf eine gute Zugluft zu achten, damit das Holz brennen kann. Sind beide Klappen offen, kann sich das Feuer optimal entwickeln.
Anzünden kann ich das Feuer mit kleingespaltenen Holzstücken, etwas Zeitungspapier oder mit Anzündhilfen wie Holzwolle. Bei Cheminées und bei vielen Kaminöfen lässt man das Holz von oben nach unten brennen. Es gibt jedoch auch Öfen, bei denen das Holz von unten nach oben abbrennen muss, um eine optimale Leistung zu erzielen. Bei Unsicherheiten fragt man am besten den Ofenbauer, den Hersteller oder den Kaminfeger, diese wissen Bescheid.
Die Flamme selbst benötigt auch genügend Platz, denn das Holz brennt mit langer Flamme im Ofen.
Wie viel Platz meinen Sie?
Mindestens das obere Drittel muss frei sein – mehr ist besser.
Auf was muss ich als Besitzer/-in eines Cheminées oder Kaminofens achten?
Es gilt einiges zu beachten. Brennbares Material muss aus dem Umfeld des Ofens entfernt werden. Nasse Skihandschuhe oder Kerzen gehören beispielsweise nicht auf den Ofen oder vor das Cheminée. Die Sicherheitsabstände können von Ofen zu Ofen variieren. Hinweise zu den Abständen findet man in den Anleitungen des Ofens. Nicht brennbare Vorbeläge vor dem Ofen sind ein Muss, damit herunterfallende Gluten beim Öffnen des Ofens keinen Brand verursachen können.
Auch darf nur naturbelassenes, trockenes Holz verbrannt werden. Und bei Kindern und dem Feuer muss man besonders vorsichtig sein. Generell sollte man Kinder nie unbeaufsichtigt beim Feuer lassen.
Stichwort Kaminbrände: Wie kommt es dazu?
Steht dem Feuer zu wenig Luft zur Verfügung oder ist der Brennstoff zu feucht, kann Pech – auch Glanzruss genannt – entstehen. Das Pech lagert sich an der Innenseite des Kamins ab. Bei 250 °C kann es sich selbst entzünden. Wenn z.B. eine 1 Millimeter dicke Glanzrussschicht brennt, dehnt sich diese auf das Zwanzig- bis Dreissigfache aus und kann das Rohr verschliessen. Wird der Druck im Rohr oder im Kamin zu gross, kann dies zu Schäden führen. Es treten Gase aus und im schlimmsten Fall löst der Kaminbrand dann einen Hausbrand aus! Deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, dass der Kamin regelmässig von einer Kaminfegerfachfrau oder einem Kaminfegerfachmann überprüft wird.
«In Kaminen haben wir schon ganze Vogelnester gefunden.
Sogar Frösche oder Blindschleichen, die wahrscheinlich von Vögeln hineingetragen wurden.»
Kann es sein, dass der Dampfabzug in der Küche oder neue Fenster das Feuer beeinflussen?
Der Dampfabzug sorgt für einen leichten Unterdruck im Raum, dadurch kann giftiger Rauch in den Raum gelangen. Neue, dicht schliessende Fenster und Türen können die Frischluftzufuhr unterbinden. Das Feuer erhält dadurch zu wenig Sauerstoff und brennt schlecht oder gar nicht.
In beiden Fällen empfiehlt es sich, beim Anfeuern kurz das Fenster zu kippen. Sobald das Feuer gut brennt und genügend Frischluft vorhanden ist, kann man das Fenster wieder schliessen. Schliesslich möchte man es drinnen warm haben!
Und wie sieht es bei besonders dichten Minergiehäusern aus?
Bei diesen Häusern benötigt der Kaminofen eine externe Luftzufuhr. Dies lässt sich lösen, indem man ein Verbindungsrohr von der Aussenwand des Hauses direkt mit dem Ofen verbindet.
Kann ich meinen Kaminofen selbst installieren?
Wir raten dringend davon ab, da einiges schief gehen kann: Der Ofen könnte nicht korrekt angeschlossen, das falsche Material verwendet oder Rohre mit falschem Durchmesser eingebaut werden. Sind die Anschlüsse nicht dicht, kann Gas austreten und man riskiert eine Gasvergiftung. Wir empfehlen daher dringend, die Installation von einer Fachperson, sprich dem Ofenbauer, vornehmen zu lassen.
Wie ist das Kaminfegerwesen in der Schweiz organisiert?
Die Kaminfeger/-innen sind mehrheitlich ihrem jeweiligen Kantonalverband und somit automatisch dem Schweizerischen Verband Kaminfeger Schweiz angeschlossen.
Kaminfeger Schweiz ist zuständig für die Bildungsinhalte im Bildungsplan, organisiert die Grundbildung, bietet überbetriebliche Kurse an und stellt Angebote für die höhere Berufsbildung bereit. In der Erwachsenenbildung werden vielfältige Weiterbildungsangebote, auch zu berufsverwandten Themen, zur Verfügung gestellt.
Die Lehre dauert drei Jahre und ist sehr attraktiv und zukunftsorientiert. Die Lernenden entscheiden sich nach zwei Ausbildungsjahren, ob sie sich in der Lüftungs- oder Messtechnik vertiefen wollen.
Ich will ein Cheminée benutzen, das lange nicht in Gebrauch war. Was muss ich beachten?
Alte Feuerungen, die länger nicht benutzt wurden, sollten vorgängig vom Kaminfeger überprüft werden. Er kontrolliert, ob der Kamin frei ist und der Rauch ungehindert entweichen kann. Zudem schaut er sich die Anlage an. Hat es Risse? Ist etwas durchgerostet? Wenn alles in Ordnung ist, kann man die Feuerung mit gutem Gewissen wieder in Betrieb nehmen.
Oft sehe ich auch, dass junge Erwachsene die Hütten und Ferienhäuser ihrer Eltern für ein Wochenende mit Freunden nutzen. Sie entfachen ein Feuer in jahrelang unbenutzten Cheminées oder Öfen. Das kann rasch gefährlich werden. Es lohnt sich, den jungen Menschen die Feuerung zu erklären und vorab den Kaminfeger aufzubieten für eine Kontrolle des Ofens oder Cheminées.
«Als Kaminfeger sieht man so einiges.
Zum Beispiel, dass Windeln im Ofen verbrannt wurden».
Was sind die drei grössten Fehler, die ich machen kann?
Erstens: Abfall in der Feuerung zu verbrennen. Das ist Gift für die Natur.
Zweitens: Cheminées und Öfen im Dauerbetrieb nutzen. Das kann zu Hitzestaus und Rissen im Ofen führen.
Und drittens: Brennbare Sachen zu nah an der Feuerung hinstellen.
Was ist das Schöne am Beruf Kaminfeger?
Ich helfe Brände zu verhüten, steigere die Energieeffizienz, minimiere den Feinstaub und schütze damit die Umwelt. Zudem ist meine Tätigkeit sehr abwechslungsreich und der tägliche Austausch mit der Kundschaft macht Spass.
Und warum sind Sie Kaminfeger geworden?
Kaminfeger sind Glücksbringer. Was will man mehr!