Wenn Lithium-Ionen Akkus brennen

Zugegeben, angesichts der Millionen von Lithium-Ionen-Akkus ereignen sich eigentlich wenig Brände. Brennt aber mal einer dieser Akkus, kann es schnell gefährlich werden. Bedingt durch die hohe Energiedichte, brennen sie mit einer extremen Hitzefreigabe ab und lassen sich kaum mehr löschen. In diesem Blogbeitrag richten wir den Fokus auf Brände, welche primär durch Lithium-Ionen Akkus ausgelöst wurden.

Lithium-Ionen Akkus werden millionenfach in elektrische Geräte verbaut. Bei uns in der Schweiz sind beispielsweise heute schon über eine halbe Million eBikes im Einsatz. Meist funktionieren die Akkus absolut problemlos. Sie reagieren jedoch sensibel auf Materialfehler oder falsche Handhabung. Welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Akku Feuer fängt, zeigen die folgenden Polizeimeldungen.

Vorsicht beim Laden

Die meisten Akku-Brände entstehen beim Laden. Hier zwei fast identische Meldungen der Kantonspolizei Thurgau mit kaum einem Monat Abstand.

  • Akku bei Ladevorgang entzündet (9. Juni 2021)
    Kurz nach 15.15 Uhr meldete ein Bewohner an der Bühfelderstrasse, dass sich im Keller eines Mehrfamilienhauses ein Lithium-Akku während des Aufladens entzündet habe. Die Feuerwehr Sirnach war rasch vor Ort. Sie kam nicht zum Löscheinsatz, musste aber die Räumlichkeiten entlüften. Es entstand Sachschaden, verletzt wurde niemand. Zur Spurensicherung und Klärung der Brandursache kamen der Brandermittlungsdienst und der Kriminaltechnische Dienst der Kantonspolizei Thurgau vor Ort. Gemäss den bisherigen Erkenntnissen steht als Brandursache ein technischer Defekt im Vordergrund.
    Quelle Kantonspolizei Thurgau

  • Akku bei Ladevorgang entzündet (21. Juli 2021)
    Gegen 9 Uhr meldete ein Bewohner der Kantonalen Notrufzentrale der Kantonspolizei Thurgau, dass sich im Keller eines Mehrfamilienhauses an der Mattfeldstrasse ein Lithium-Akku während des Aufladens entzündet habe. Die Feuerwehr Wil war rasch vor Ort. Sie kam nicht zum Löscheinsatz, musste aber die Räumlichkeiten entlüften. Der Schaden kann nicht beziffert werden, verletzt wurde niemand. Gemäss den bisherigen Erkenntnissen steht als Brandursache ein technischer Defekt im Vordergrund.
    Quelle: Kantonspolizei Thurgau

So lassen sich viele Brände verhindern.

Viele Ratschlage, wie Sie die Gefahren durch Lithium-Ionen-Akkus auf ein Minimum reduzieren, finden Sie in unseren Tipps

Lithium-Ionen Akkus sicher benutzen

Wenns in der Nacht brennt

Oftmals laden wir die Akkus auch über Nacht. In solchen Fällen braucht es schon eine grosse Portion Glück, dass der Brand rechtzeitig erkannt wird. Die BFB empfiehlt daher, Akkus nicht über die Nacht oder bei Abwesenheit zu laden. Wer sich davon nicht abhalten lässt, empfehlen wir zumindest Rauchmelder in jenen Räumen zu installieren, in denen Akkus geladen werden. Hier ein paar Beispiele:

Davos Platz: Grosser Sachschaden bei Wohnzimmerbrand
Ein Hausbewohner eines Zweifamilienhauses meldete nach 01.15 Uhr der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Graubünden, dass das Wohnzimmer brenne. Der junge Mann weckte alle Personen im Haus. Diese konnten sich selbständig in Sicherheit bringen und blieben unverletzt. Die Einsatzkräfte der ausgerückten Feuerwehr Davos konnten ein Ausbreiten des Feuers verhindern und den Brand rasch löschen. Trotzdem ist die Wohnung nicht mehr bewohnbar. Die Brandursache dürfte ein Akku in einer Ladestation gewesen sein. Der Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden, ist jedoch beträchtlich.

Quelle: Kantonspolizei Graubünden

Pfäfers: Mottbrand über Nacht
Ein 64-jähriger Bewohner des Hauses stellte am Morgen fest, dass sein Keller und die Garage aufgrund eines Brandes gänzlich verrusst war. Beim Eintreffen der Kantonspolizei St.Gallen konnte kein Feuer mehr festgestellt werden. Die genaue Brandursache ist noch nicht abschliessend bekannt und wird von Spezialisten des Kompetenzzentrums Forensik der Kantonspolizei St.Gallen ermittelt. Ein in Brand geratener Akku eines Handscheinwerfers steht im Vordergrund der Ermittlungen. Es wurde niemand verletzt. Der entstandene Sachschaden beläuft sich auf mehrere zehntausend Franken.

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen

Bellikon: Brand in einer Garage – zwei Personen verletzt
Am Mittwoch, 07. Juli 2021, kurz vor 05 Uhr, meldete ein Anwohner, dass in Bellikon, an der Hasenbergstrasse, in einer Garage, ein Brand ausgebrochen sei. Umgehend wurde die Feuerwehr mit einem Grossaufgebot aufgeboten. Der Brand konnte rasch unter Kontrolle gebracht werden. Zwei Personen mussten mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht werden. Es entstand einen Sachschaden. Gemäss ersten Abklärungen dürfte ein Akku umgesetzt und zum Brand geführt haben.
Quelle: Kantonspolizei Aargau

Steinach: Verletzter nach Brand
Gemäss Angaben des 56-Jährigen wurde er durch ein Geräusch geweckt und stellte eine starke Rauchentwicklung in der Attikawohnung fest. Die darauf alarmierten Rettungskräfte evakuierten die zwei aneinandergebauten Mehrfamilienhäuser. Der 56-Jährige musste über die Dachterrasse evakuiert werden. Die örtliche Feuerwehr stellte in der stark verrauchten Wohnung einen beschädigten E-Scooter fest, dessen Akku mutmasslich den Brand ausgelöst hat. Der 56-jährige Mann wurde vom Rettungsdienst mit Verdacht auf eine schwere Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht. Die Attikawohnung ist nicht mehr bewohnbar, der genaue Schadensbetrag ist noch unbekannt.

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen

Es geht auch anders

Kennen Sie schon das Präventionslabor mit Stefan Heuss? Alles was hier entwickelt wird, funktioniert hervorragend - wenn auch mit ein paar Nebenwirkungen. Im Auftrag der Gebäudeversicherung St.Gallen entstand so die Innovation "Quick Kick 300". Das ultimative Sicherheitsupgrade für den Ladevorgang eines Handys. 

Gefahren im Modellbau

Im Modellbau werden oft LiPo-Akkus - also Lithium-Polymer Akkus - verwendet. Die leichten aber leistungsstarken Akkus regieren im Vergleich zu den Lithium-Ionen Akkus noch empfindlicher auf Beschädigungen, Überladungen oder auf die Temperatur und weisen bei falscher Handhabung eine erhöhte Brand- und Explosionsgefahr auf. Hier zwei Meldungen zum Modellbau:

Scherz: Akku ging in Flammen auf
Der Brand ereignete sich am 8. Januar 2020 kurz nach 13.30 Uhr in Scherz am Burgweg. Eine Bewohnerin meldete dem Feuerwehrnotruf, dass aus dem Untergeschoss Rauch feststellbar sei. Die aufgebotene Feuerwehr konnte den Brand umgehend löschen. Das gesamte Haus wurde durch den Rauch und Russ beschädigt. Der Sachschaden dürfte hoch sein. Eine Person wurde mit Verdacht einer Rauchgasvergiftung ins Spital überführt. Die ersten Ermittlungen der Kantonspolizei Aargau lassen den Schluss zu, dass der Akku eines Modellflugzeuges zum Brand geführt hat. Diesen hatte der Hausbesitzer an ein Ladegerät angeschlossen.

Quelle: Kantonspolizei Aargau
Und ja, der Ort heisst effektiv so...

Grossbrand in Steckborn: Brandursache geklärt
Der Ort des Brandausbruchs konnte durch die Ermittlungen lokalisiert werden. Die Kantonspolizei Thurgau befragte unter der Verfahrensleitung der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen Bewohner und Feuerwehrleute. Die Brandermittler werteten zudem Fotoaufnahmen und Spuren aus den Gebäuden aus. Dabei konnten sie den Brandherd auf ein Zimmer in einer Wohnung im zweiten Obergeschoss eingrenzen. In diesem Zimmer wurde ein Akkuladegerät mit einem daran angeschlossenen Lithium-Polymer-Akku (LiPo-Akku) festgestellt, das als Brandursache ermittelt werden konnte. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen ist noch nicht abgeschlossen. Bei dem Grossbrand in der Altstadt von Steckborn wurden am 21. Dezember 2015 drei Personen leicht verletzt, 30 Personen wurden obdachlos. Sechs Häuser wurden zerstört, der Schaden beläuft sich auf rund sechs Millionen Franken.

Vorsicht mit LiPo-Akkus: Die Kantonspolizei Thurgau mahnt zur Vorsicht im Umgang mit Lithium-Polymer-Akkus. Vor allem im Modellbau sind die LiPo-Akkus zunehmend verbreitet. Sie sind sehr leistungsfähig, liefern hohe Ströme, hohe Kapazitäten und haben ein geringes Gewicht. In jedem Fall ist vor dem Gebrauch dieser Akkus die Gebrauchsanweisung zu beachten. LiPo-Akkus können sich aufblähen, innerlich verglühen, zu brennen beginnen oder sogar explodieren, wenn sie mechanisch beschädigt sind oder überladen werden. Die sachgemässe Handhabung verhindert jedoch wesentlich die damit verbundenen Gefahren.
Quelle: Kantonspolizei Thurgau

Akkus richtig entsorgen

Und zu guter Letzt ist auch die fachgerechte Entsorgung der Akkus ein wichtiges Thema. Gebrauchte Akkus gelten als Sonderabfall. Bringen Sie die Akkus daher dem Händler oder Hersteller zurück oder geben Sie sie bei der dafür vorgesehenen Sammelstelle ab. In den Hausmüll gehören Akkus definitiv nicht. Warum nicht? Das zeigen diese beiden Fälle!

Mels: E-Bike Akku löst mutmasslich einen Brand aus
Kantonspolizisten konnten bei einer Patrouillenfahrt eine in Brand stehende Pressmulde, bei der Anlieferung des Pizolcenters, feststellen. Zusammen mit dem Hauswart konnte der Brand vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht werden. Diese löschte dann die restlichen Glutnester in der Mulde. Im Verlaufe der Ermittlungen konnte ein 21-jähriger Deutscher ermittelt werden, welcher zugab, einen E-Bike Akku in der Mulde entsorgt zu haben. Es steht im Vordergrund, dass dieser entsorgte Akku den Brand auslöste.
Quelle: Kantonspolizei St.Gallen

Zug: Akku-​Batterien sorgen für Feuerwehreinsatz
Am Freitagmorgen (24. Februar 2021), kurz vor 08:15 Uhr, erreichte die Einsatzleitzentrale der Zuger Polizei die Meldung, dass im Bereich der «Untermüli» in der Stadt Zug der Inhalt eines Kehricht-​Lastwagens brenne. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte vor Ort war das Feuer bereits durch die Lastwagenbesatzung sowie weiteren Personen mit einem Feuerlöscher und einem Wasserschlauch fast vollständig gelöscht worden. Anschliessend wurde der Kehricht-​Lastwagen zum Ökihof gefahren und der Inhalt ausgekippt. So konnten die noch vorhandenen Glutnester durch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug gelöscht werden. Verletzt wurde niemand. Gemäss den bisherigen Erkenntnissen wurde das Feuer durch unsachgemäss entsorgte Akku-​Batterien verursacht.
Quelle: Zuger Polizei

A propos falsche Handhabung: Was passiert, wenn man einem Lithium-Ionen Akku eine zu hohe Ladung Strom verpasst? Die Kantonspolizei Bern hats ausprobiert...

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