66 Fragen zum Blitz

Die Zeitschrift Schweizer Familie ist in Zusammenarbeit mit SRF Meteo und der Beratungsstelle für Brandverhütung dem Phänomen Blitz auf den Grund gegangen. Wie heiss ist ein Blitz? Wo auf der Welt blitzt es am meisten? Wie häufig schlägt der Blitz in Häuser ein? Entstanden sind 66 Fragen mit oftmals erstaunlichen Antworten...

Wie entsteht ein Blitz?
In einer Gewitterwolke herrschen Temperaturunterschiede von bis zu 50 Grad Celsius. Es kommt zu starken Auf- und Abwinden. Dabei reiben sich Wassertröpfchen und Eisteilchen aneinander, was zu einer elektrischen Ladungstrennung führt. Positiv geladene Eiskristalle sammeln sich im oberen Teil der Wolke, negativ geladene Wassertropfen im unteren. Es entsteht eine enorme Spannung. Wenn der Spannungsunterschied innerhalb der Wolke oder zwischen Wolke und Erde gross genug ist, kommt es zu einem gigantischen Kurzschluss – dem Blitz.

Wie findet der Blitz seinen Weg zur Erde?
Einem Blitz geht eine Serie von so genannten Vorentladungen voraus. Geladene Luftmoleküle bilden einen elektrisch leitenden Blitzkanal von etwa einem Zentimeter Durchmesser, der sich stufenweise bis zur Erdoberfläche aufbaut. Kurz bevor der Kanal die Erde erreicht, wird dort eine Fangladung erzeugt, die der Vorentladung entgegenläuft. Dadurch wird der Blitzkanal geschlossen und der Hauptblitz fährt hindurch.

Warum flackern Blitze?
Im Blitzkanal kann es nach der Hauptentladung innert Sekundenbruchteilen zu weiteren Teilentladungen kommen. Mehrere Blitze fahren nacheinander durch den Blitzkanal, was wir als Flackern wahrnehmen.

Wie schnell zuckt ein Blitz?
Der Hauptblitz bewegt sich mit einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit, also rund 100 000 Kilometer pro Sekunde.

«Der Hauptblitz bewegt sich mit rund 100 000 Kilometer pro Sekunde.»

Wie lange dauert ein Blitz?
Die verschiedenen Phasen eines Blitzes vom ersten Aufbau bis zur Hauptentladung dauern ein paar wenige Zehntelsekunden, der Hauptblitz allein höchstens eine Hundertstelsekunde.

Wie lange dauerte der längste Blitz?
Der zeitlich längste einzelne Blitzschlag dauerte knapp über 17 Sekunden, am 18. Juni 2020 über Südamerika.

Schlägt jeder Blitz auf der Erde ein?
Nein. Es gibt Wolken-Wolken-Blitze und Wolken-Boden-Blitze. Laut Studien sind 80 Prozent der Blitze für uns ungefährliche Wolkenblitze, die den Erdboden nie erreichen.

Gibt es auch Blitze, die von unten nach oben verlaufen?
Ja. Aufwärtsblitze, auch Erde-Wolke-Blitze genannt, entstehen an sehr hohen, exponierten Objekten wie Bergspitzen, Fernsehtürmen oder Wolkenkratzern.

Über welche Distanz reicht ein Blitz?
Blitze sind im Durchschnitt fünf bis zehn Kilometer lang, ein Wolken-Erde-Blitz meist nur ein bis zwei Kilometer. Der längste je gemessene Blitz war am 29. April 2020 ein Wolke-Wolke-Blitz, der sich im Süden der USA über eine Distanz von rund 770 Kilometern erstreckte.

Wie heiss ist ein Blitz?
Die Temperatur im Blitzkanal steigt kurzzeitig auf rund 30 000 Grad. Als Vergleich: Die Oberfläche der Sonne ist «nur» 6000 Grad heiss.

Wie viel Strom liefert ein Blitz?
Blitze erreichen Stromstärken von rund 100 000 Ampere und Spannungen von bis zu mehreren Millionen Volt. Als Vergleich: Der Strom aus der Steckdose weist 230 Volt und 10 Ampere auf.

Könnte man Blitze nicht zur Stromerzeugung benützen?
Ein Blitz erbringt zwar eine ungeheure Leistung von mehreren Hundert Gigawatt, aber das passiert in derart kurzer Zeit, dass letztendlich nur wenig Strom «geerntet» werden könnte. Abgesehen vom Problem, dass der Blitz selten genau dort einschlägt, wo man ihn einfangen möchte.

Lässt sich also nicht vorher sagen, wo ein Blitz einschlagen wird?
Nein, das ist leider nicht möglich.

Wie erkenne ich, wie weit entfernt ein Blitz eingeschlagen hat?
Der Schall legt rund 330 Meter pro Sekunde zurück, das Licht hingegen 300 000 Kilometer pro Sekunde. So lässt sich aus der Zeit, die zwischen Blitz und Donner verstreicht, die Entfernung des Blitzes vom eigenen Standort bestimmen. Teilt man die Anzahl gezählter Sekunden durch drei, erhält man die Entfernung in Kilometern. Ein Beispiel: Dauert es zwischen Blitz und Donner neun Sekunden, schlug der Blitz ungefähr drei Kilometer entfernt ein.

Wie kommt der Donner zustande?
Der starke Stromfluss erhitzt die Luft im Blitzkanal extrem schnell auf etwa 30 000 Grad. Die Luft dehnt sich explosionsartig aus, es entsteht eine Schockwelle. Die damit verbundenen Schallwellen hören wir als Donner.

Warum rumpelt der Donner so lange, wenn der Blitz doch nur so kurz ist?
Ist der Blitzeinschlag sehr nah, kracht es kurz und heftig, bei grösserer Entfernung hört man dagegen ein dumpfes Grollen. Das Donnergrollen kommt durch Reflexion der Schallwellen an der Erdoberfläche und an den Wolken zustande. Zudem ist ein Blitz meist mehrere Kilometer lang und so erreicht uns der Schall aus den entfernteren oberen Teilen des Blitzes später als aus dem nahen unteren Teil. Dies bewirkt das ausgedehnte Rollen des Donners.

Ich werde draussen von einem heftigen Gewitter überrascht. Was soll ich tun?
Falls Sie im Gebirge sind: Entfernen Sie sich unverzüglich von Gipfeln, Kuppen oder Kreten. Bietet sich nirgends Schutz, suchen Sie eine Mulde (keinen Wassergraben!) auf oder einen Geländevorsprung, unter den Sie sich stellen können. Achten Sie darauf, dass Sie nicht den höchsten Punkt im Gelände bilden. Sind Sie auf freiem Feld, machen Sie sich möglichst klein und warten Sie in Kauerstellung mit geschlossenen Füssen, bis das Gewitter abgezogen ist.

«Machen Sie sich möglichst klein und warten Sie in Kauerstellung mit geschlossenen Füssen, bis das Gewitter abgezogen ist.»

Warum muss ich dabei die Füsse geschlossen halten?
Schlägt ein Blitz in den Boden ein, breitet sich die Spannung kreisförmig aus. Meter um Meter verliert sie dabei an Stärke. Steht man mit den Füssen nicht an der gleichen Stelle, entsteht zwischen den Beinen ein Spannungsunterschied. Dieser ermöglicht es dem Strom, durch den Körper zu fliessen. Darum sterben regelmässig Kühe auf der Weide durch Blitzschlag. Ihr Nachteil ist, dass sie wegen ihren vier Beinen einer grösseren Schrittspannung ausgesetzt sind und dadurch bei einem Blitzschlag der Stromfluss durch ihren Körper grösser ist.

Könnte ich mich nicht einfach ganz flach auf den Boden legen?
Das ist keine gute Idee. Je grösser der Körperkontakt mit dem Boden ist, desto gefährlicher kann sich das in der Nähe eines Blitzeinschlags auswirken.

Sind Dinge aus Metall, die ich auf mir trage, eine Gefahr?
Ja. Legen Sie alle Metallgegenstände wie Steigeisen, Pickel oder Golfschläger weg, denn der Blitz wird durch sie angezogen. In den USA bilden Golfspieler mittlerweile einen Grossteil der Blitzopfer. Es gibt auch Fälle, wo der Blitz in den Metall-Bügel von Büstenhaltern einschlug.

Was ist dran am Sprichwort «Vor Eichen musst du weichen, Buchen musst du suchen»?
Gar nichts, das ist ein lebensgefährlicher Irrtum. Der Blitz unterscheidet nicht zwischen Eichen, Buchen oder Tannen. Jeder freistehende Baum ist eine Gefahr, wenn es blitzt. Halten Sie mindestens zehn Meter Abstand zu allein stehenden Bäumen!

Warum explodiert ein Baum, wenn der Blitz einschlägt?
Trifft der Blitz einen Baum, verdampfen durch die grosse Hitze die Pflanzensäfte in Sekundenbruchteilen und das Holz explodiert durch den Gasdruck. Ähnlich verhält es sich mit feuchtem Mauerwerk.

Warum soll man bei einem aufziehenden Gewitter das Wasser verlassen?
Alles, was vom Wasser in die Höhe ragt – sei es ein Segelmast oder der Kopf eines schwimmenden Menschen – verringert den elektrischen Widerstand und erhöht das Risiko eines Blitzschlags. Im Umkreis von 50 Metern rund um den Einschlagpunkt ist das tödlich. Aber auch in grösserer Distanz kann schon ein geringer Blitzstrom Schockreaktionen auslösen und zum Ertrinken führen.

Was passiert eigentlich mit den Fischen, wenn der Blitz in einen See einschlägt?
Bevor der Blitz einschlägt, baut sich an der Wasseroberfläche ein elektrisches Feld auf, das die Fische wahrnehmen. Sie tauchen in die Tiefe ab oder schwimmen rasch aus der Gefahrenzone weg. Im Gartenteich gibt es kein Entrinnen, aber dort schlägt der Blitz nur selten ein.

Wo bin ich sicher vor einem Blitz?
Im Hausinnern, im Auto, im Flugzeug, im Zug. Auch im dichteren Wald – wenn Sie sich nicht gerade unter den grössten Baum stellen. In den städtischen Häuserschluchten ist die Gefahr von Blitzeinschlägen ebenfalls gering.

Bieten alle Autos Schutz?
Ja, aber nur, wenn es sich dabei nicht um ein Cabriolet mit Stoffverdeck oder einen Wohnwagen mit Kunststoff-Karosserie handelt. Metallkarosserien von Autos wie auch Metallkabinen von Seilbahnen bilden einen so genannten Faraday’schen Käfig, der alle Stromstösse über die Aussenseite ableitet und somit hervorragend schützt.

Wie häufig schlägt der Blitz in Häuser ein?
In den 19 Kantonen mit Kantonalen Gebäudeversicherungen, die zusammen 80 Prozent des Schweizer Gebäudebestandes abdecken, gibt es pro Jahr im Durchschnitt 615 direkte Blitzeinschläge, mit einer Schadenssumme von knapp 6 Millionen Franken. Viel grösser ist die Zahl indirekter Blitzschläge mit rund 2400 pro Jahr, wobei dort die Schadensumme etwas über 6 Millionen Franken liegt.

Was ist ein indirekter Blitzeinschlag?
Schlägt ein Blitz in der Nähe des Hauses ein, können Blitzströme durch die Erde fliessen und über die Strom-, Telefon- oder Kabelfernsehleitung ins Gebäude gelangen. Das Stromnetz in Schweizer Häusern ist auf eine Spannung von 230 Volt ausgelegt. Wird dieser Wert durch einen Blitzeinschlag stark überschritten, führt dies zu einer Überspannung. Diese kann die elektrische Installation und die daran angeschlossenen Geräte wie Heizungen, Boiler, Telefone, Radios, Fernseher oder Computer beschädigen oder gar zu Bränden oder Explosionen führen.

Gibt es heute mehr Blitzschäden als früher?
Im Gegenteil. Die Schadenfälle sind in den letzten 30 Jahren auf etwa einen Drittel geschrumpft. Beim direkten Blitzschlag dürften die strengeren Brandschutzrichtlinien für Blitzschutzanlagen wirken und beim Indirekten Blitzschlag die zunehmend eingesetzten Fehlerstrom-Schutzschalter («FI-Schutzschalter»), die bei zu grosser Stromstärke den Stromfluss unterbrechen.

«Die Schadenfälle sind in den letzten 30 Jahren auf etwa einen Drittel geschrumpft.»

Schützen hohe Bäume um das Haus herum vor Blitzeinschlag?
Die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlages sinkt, wenn sich ein Gebäude im Schatten eines Baumes oder eines Turmes befindet.

Braucht ein Haus einen Blitzableiter?
Die Installation eines Blitzschutzsystems – der Blitzableiter ist Teil davon – ist in der Schweiz nur für besonders gefährdete Bauten vorgeschrieben, etwa an sehr exponierten Lagen. Die Beratungsstelle für Brandverhütung empfiehlt jedoch generell die Installation eines Blitzschutzsystems.

Was umfasst ein Blitzschutzsystem?
Ein komplettes Blitzschutzsystem besteht aus dem äusseren Blitzschutz (Fangeinrichtung auf dem Dach und Erdungsanlage im Boden), dem inneren Blitzschutz (ins Gebäude führende, metallene Leitungen werden mit der Erdungsanlage verbunden) sowie einem Überspannungsschutz (Elektro-Installationen und die daran angeschlossenen Geräte werden geschützt). Erkundigen Sie sich bei Ihrem Vermieter, ob im Haus, wo Sie wohnen, ein Blitzschutz vorhanden sei.

Wie teuer ist ein solches Blitzschutzsystem?
Die Kosten für ein Blitzschutzsystem betragen in der Regel ein bis zwei Prozent des Gebäudeversicherungswerts. Diverse Kantonale Gebäudeversicherungen zahlen Unterstützungsbeiträge.

Garantiert der Blitzschutz, dass alle Geräte im Haus geschützt sind?
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber der Schutz für die Geräte ist sehr hoch.

So schützen Sie Ihr Haus vor Blitzen.

Blitze können in sekundenbruchteilen einen Brand entfachen und grossen Schaden am und im Gebäude anrichten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Zuhause effektiv schützen.

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Kann man sich auch ohne Blitzschutzanlage schützen?
Für empfindliche elektrische Apparate wie Fernseher und Computer lohnt sich die Installation eines Überspannungsschutzes bei der Stromzufuhr ins Haus. In beschränktem Masse schützt auch ein Stecker bzw. eine Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz.

Soll ich bei einem heftigen Gewitter zur Sicherheit die Stecker von sehr sensiblen Geräten ausziehen?
Ja. Wenn Sie über keine Blitzschutzanlage und keinen Überspannungsschutz verfügen, ist es ratsam, während eines Gewitters die Stecker der Geräte herauszuziehen. Nebst Stromsteckern auch Stecker der Antennen-, Telefon- und Datenleitungen.

Was muss ich in einem Haus ohne Blitzschutzsystem sonst noch beachten, wenn es blitzt?
Meiden Sie den Kontakt mit metallenen Leitungen wie Gas- und Wasserleitungen, Elektroinstallationen oder Antennenkabeln. Riskant sind auch Telefongespräche, die von einer Festnetzstation mit Kabel aus erfolgen.

Dann sollte ich auch nicht duschen?
Genau. Während eines Gewitters sollte man auf das Duschen und Baden verzichten.

Was ist ein «kalter» Blitz?
Kein Blitz ist kalt. Aber nicht jeder ist gleich stark. Sogenannte «kalte» Blitze sind sehr kurze Blitze, die nur für wenige hundertstel oder tausendstel Sekunden Temperaturen von mehreren Tausend Grad haben. Die Zeit reicht dabei nicht aus, um etwa ein Haus in Brand zu setzen. Es bleibt bei Sengschäden, Verformungen oder Rissen im Mauerwerk.

Was hat es zu bedeuten, wenn einem draussen bei einem Gewitter plötzlich die Haare zu Berg stehen?
Dies ist ein klares Indiz, dass die Luft «elektrisch aufgeladen» ist – mit der grossen Gefahr, dass sich das Ganze grad demnächst mit einem Blitz entlädt. Verlassen sie sofort die Stelle und bringen Sie sich in Sicherheit. Sofern Sie das noch können.

Wie viele Menschen werden pro Jahr in der Schweiz vom Blitz getroffen?
Das ist von Jahr zu Jahr verschieden. Es trifft etwa sechsmal pro Jahr einen Menschen, wobei die Mehrheit den Blitzschlag überlebt. Im Schnitt endet bei uns für zwei Menschen pro Jahr der Blitzschlag tödlich. Weltweit werden jedes Jahr 6000 bis 24 000 Menschen durch Blitze getötet.

«Weltweit werden jedes Jahr 6000 bis 24 000 Menschen durch Blitze getötet.»

Darf man als Helfer eine vom Blitz getroffene Person berühren?
Selbstverständlich. Leisten Sie unverzüglich erste Hilfe. Die Person ist nicht elektrisch aufgeladen und es fliesst auch kein Strom: Für Sie besteht daher keine Gefahr.

Was tragen die Überlebenden für Schäden davon?
Mögliche Verletzungen durch Blitzschlag sind Verbrennungen, vorübergehende Nerven- und Muskellähmungen, erhöhter Blutdruck, Schädigung von Herz, Gehirn und Gehör, Knochenbrüche, chronische Schmerzen und Persönlichkeitsveränderungen.

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden?
Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben von einem Blitz getroffen zu werden, ist sehr gering. Die Chance, dass Sie dank dem Schweizer Zahlenlotto Millionär werden, ist um ein Mehrfaches grösser.

Gibt es Menschen, die mehrmals in ihrem Leben vom Blitz getroffen wurden?
Offenbar – zumindest gibt es Berichte über solche Unglücksraben. Der amerikanische Forstarbeiter Roy Cleveland Sullivan soll innerhalb von 35 Jahren siebenmal von einem Blitz getroffen worden sein. Seine langjährige beruflichen Tätigkeit im Freien sowie sein Wohnort in Virginia, wo es rund 40 Gewittertage pro Jahr gibt, bildeten erhöhte Risikofaktoren.

Wie viele Blitze schlagen pro Jahr auf Schweizer Boden ein?
Das variiert von Jahr zu Jahr. Gemittelt über die Jahre von 2000 bis 2016 waren das etwa 1.5 Einschläge von Hauptblitzen pro Jahr und Quadratkilometer. Das ergibt hochgerechnet für die ganze Schweiz ungefähr 60 000 bis 80 000 Blitzeinschläge pro Jahr.

Gibt es Orte in der Schweiz, wo es besonders häufig blitzt?
Exponierte Gipfellagen sind besonders «blitzanfällig». Darüber hinaus sticht das Tessin ganz besonders mit hohen Blitzzahlen heraus – und dies auch europaweit.

«Das Tessin sticht ganz besonders mit hohen Blitzzahlen heraus.»

Warum ist das so?
Im Tessin ist die Luft von Süden her generell wärmer und feuchter, was die Bildung von Gewittern fördert. Zudem fördern die nahen Alpen die Hebung der Luft und damit die Entwicklung von Gewittern.

Wo in der Schweiz schlägt der Blitz am häufigsten ein?
Gemäss Statistik von MeteoSchweiz gibt es im Schnitt über dem Säntisgebiet rund vier Blitzeinschläge pro Quadratkilometer und Jahr. Ähnlich häufig blitzt es im Tessin. Den Europa-Rekord hält die Region um die italienische Stadt Lecco am Comersee mit 6.5 Blitzen pro Jahr und Quadratkilometer.

In welcher Weltgegend gibt es am meisten Blitze?
Das weltweit blitzreichste Gebiet mit rund 233 Blitzen pro Jahr und Quadratkilometer liegt am Lake Maracaibo in Venezuela.

Wie viele Gewitter gibt es gleichzeitig auf der Welt?
Gemäss einer satellitenbasierten Messung aus den späten 1990er-Jahren blitzt es weltweit 44 Mal pro Sekunde. Pro Jahr ergibt das 1 387 584 000 Blitze, also über eine Milliarde.

Wann blitzt es am häufigsten?
Eine weltweite Auswertung hat ergeben, dass über dem Meer das Gewittermaximum nachts erreicht wird, während über dem Festland Gewitter vorwiegend am Nachmittag auftreten. In der Schweiz zucken 95 Prozent aller Blitze in den Gewittermonaten Mai bis September über den Himmel.

Was ist ein Wetterleuchten?
Es handelt sich um ein Blitzgewitter, das sehr weit weg ist. Das diffuse Flackern entsteht durch die Reflexion des Blitzes an den umliegenden Wolken. Weil das Gewitter sehr weit weg ist, werden die Schallwellen des Donners auf dem langen Weg derart stark abgeschwächt, dass sie unser Ohr nicht mehr erreichen.

Welche Form hat ein Blitz?
Kinder zeichnen Blitze als einfache Zickzacklinie, die aus der Wolke zum Boden fährt. In Wirklichkeit gibt es jedoch ganz verschiedene Formen von Blitzen. Der häufigste Blitz, den wir bei einem Gewitter beobachten können, ist der Linienblitz. Oft ist er netzartig verästelt, besitzt aber meistens einen hell leuchtenden Hauptstrang. Seltener ist der Perlschnurblitz. Er folgt einer Linie und bildet leuchtende Punkte, wie Perlen, aneinander gereiht an einer Halskette. Der Flächenblitz hellt ganze Wolken auf. Wann welche Blitzformen auftreten, ist nicht schlüssig geklärt.

Was ist ein Kugelblitz?
Kugelblitze wurden lange ins Reich der Phantasien verbannt. Aber immer wieder berichten Menschen von einer schwebenden Feuerkugel, die sich langsam durch den Raum bewege. Bis heute gibt es keine einheitliche, naturwissenschaftlich anerkannte Erklärung für das Phänomen. Am plausibelsten scheint folgendes: Schlägt ein Blitz in sandigen Boden ein, schiesst eine heisse Wolke aus feinsten Silizium-Teilchen durch die Poren aus dem Boden heraus. An der Luft verbinden sich die Silizium-Teilchen zu Ketten und formen sich zu leichten und flaumigen Bällen. Als lockere Gebilde schweben sie in der Luft, werden vom Luftsauerstoff angegriffen und verbrennen langsam.

«Immer wieder berichten Menschen von einer schwebenden Feuerkugel, die sich langsam durch den Raum bewege.»

Was ist das Elmsfeuer?
Elmsfeuer, bläuliche Funken, können im Vorfeld eines Gewitters an exponierten Stellen wie Kirchtürmen, Gipfelkreuzen oder auch an einem Stacheldraht entstehen. Ist die Luft elektrisch sehr stark aufgeladen, kann es zwischen spitzen Gegenständen und der Luft zu einem länger anhaltenden Strom-Fluss kommen. Die Luft wird dabei ionisiert, was sich durch einen flackernden Lichtstrahl äussert. Oft folgt unmittelbar darauf ein Blitzschlag.

Gibt es heute mehr Gewitter als früher?
Dazu lässt sich noch keine wissenschaftlich fundierte Aussage machen. Zum einen sind die Messreihen noch viel zu kurz, zudem ist die natürliche jährliche und saisonale Variabilität der Anzahl Blitzgewitter zu gross für eine Trend-Analyse.

Wie wirkt der Klimawandel auf die Gewitteraktivität?
Die Aussage «je wärmer und feuchter, desto eher gibt es Gewitter», ist zumindest hierzulande nicht falsch. Allerdings sind Gewitter noch an eine ganze Reihe anderer Faktoren als nur an die Temperatur und Feuchtigkeit geknüpft – und diese Prozesse in einer Gewitterwolke insgesamt sind derzeit noch nicht alle wirklich verstanden und genügend erforscht.

Warum gibt es im Winter viel weniger Gewitter als im Sommer?
Kältere Luft hat weniger Potential für kräftige und hochreichende Thermik, also das Aufsteigen von Luftmassen. Zudem kann kalte Luft nur relativ wenig Feuchtigkeit speichern und damit auch wenig Energie. Wintergewitter sind deshalb weniger intensiv als sommerliche Wärmegewitter. Es blitzt und donnert nur selten, manchmal sogar nur ein einziges Mal.

Warum gibt es kurz vor dem Gewitter heftige Windböen?
In Gewitterwolken gibt es sehr kräftige Aufwinde, die auch für die Bildung von Hagel zuständig sind. Umgekehrt gibt es aber auch sehr kräftige Abwinde, die im Umfeld – und eben oft auch im Vorfeld – von Gewittern die Sturmböen bringen.

Wieso gibt es in den Aschewolken von Vulkanen oftmals Blitze?
Wie in hochreichenden Gewitterwolken werden auch durch Vulkane Partikel in die Höhe geschossen, die miteinander kollidieren und sich aneinander reiben und dadurch elektrisch aufgeladen werden. Und das ist die Voraussetzung für Blitze.

Wer hat den Blitzableiter erfunden?
Der amerikanische Schriftsteller und Politiker Benjamin Franklin vermutete, dass der Blitz elektrischer Natur sei. In einem nicht nachahmenswerten Versuch liess er 1752 einen Drachen in eine Gewitterwolke steigen. Am Drachen hatte er einen Metalldraht und einen Schlüssel befestigt. Tatsächlich sprühten die Funken und Franklin wäre beinahe zum ersten Märtyrer der Elektrizitätslehre geworden. Darauf hatte er die Idee, Blitze mit Hilfe von spitzen Stangen auf dem Hausdach abzufangen und mit einem starken Eisendraht ohne Schaden fürs Haus in den Boden abzuleiten. Der Blitzableiter war geboren.

Warum waren die Menschen skeptisch gegenüber dem Blitzableiter?
Die Leute hatten Angst, die Stangen würden den Blitz anziehen. Und einigen gefiel die «Entwaffnung» Gottes nicht, denn sie glaubten, Blitze seien eine verdiente Strafe Gottes.

«Die Leute glaubten, Blitze seien eine verdiente Strafe Gottes.»

Wer verhalf dem Blitzarbeiter zum Durchbruch?
Das waren, allerdings unfreiwillig, die Glöckner, die bei aufziehenden Gewittern ihre Kirchgemeinde mit Glockengeläut schützen sollten. Dieses Verhalten kostete allein zwischen 1750 und 1783 über hundert Glöcknern im Deutschen Reich das Leben. Die hohe Opferzahl führte dazu, dass immer mehr Gemeinden zur Vernunft kamen und Blitzableiter installierten.

Wie funktioniert ein Laser-Blitzableiter?
Zurzeit testen Forscher auf dem Säntis ein neuartiges System, bei dem ein extrem starker Laserstahl in die Wolken zielt und dabei dem Blitz den exakten Weg zum Boden zeigt, ohne Schaden anzurichten. Ob das System etwas taugt, wird sich in Zukunft zeigen.

Kann ein Blitzeinschlag Kirchenglocken zum Läuten bringen?
Durch den Blitzstrom kann die Elektronik eines automatischen Kirchengeläuts durcheinander gebracht werden. So etwa löste der Einschlag in die Johannes-Kirche in Zürich in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 2006 ein fast einstündiges Glockenschlagen aus. Der Blitz kann auch zu einer Überspannung im Stromnetz führen, was Geräte und Steuerungen lahm legt und so die Kirchenglocken zum Verstummen bringt, wie etwa in Amriswil TG in der Nacht vom 28. auf den 29. August 2016.

Dieser Blogbeitrag wurde erstellt von der Schweizer Familie in Zusammenarbeit mit SRF Meteo und der Beratungsstelle für Brandverhütung.

 

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